Der Rosenkavalier
Burggarten Dreieichenhain

Mittelalterliche Kräutergärten
Die Rosenhecke
Der Rosenhag
Der Bauerngarten
Der Hexengarten
Die Wildflora
Pflanzenübersicht in der Hayner Burg
Zum guten Schluß

Nachwort (1995)

Neugeschaffene mittelalterliche Burggärten waren vor einem Vierteljahrhundert eine Seltenheit, in Deutschland zumindest. Das Thema "Historische Gärten" ganz allgemein, ihre Erhaltung oder Rekonstruktion, beschäftigte nur hochspezialisierte Arbeitsgruppen (z.B. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege), die einen langen, mühevollen Weg gehen mußten, um Vorurteile auszuräumen, auf die Bedeutung des Gartendenkmalschutzes überhaupt erst aufmerksam zu machen und langsam auch wenige Projekte in die Tat umzusetzen.

Eine kleine Zahl begeisterter Gartenliebhaber oder von Idealismus beseelte Fachleute, besonders solche, die schon Kenntnisse über historische Gärten in Theorie und Praxis sammeln konnten, begannen, sich diesen Bestrebungen anzuschließen. Leider gab es in der Öffentlichkeit lange Zeit nicht nur Desinteresse, sondern auch offenen Widerstand und Verweigerung ideeller und materieller Unterstützung des Gartendenkmalschutzes bzw. -pflege.

Erst als das Wahrnehmungsvermögen für den Wert, die Kostbarkeit und Vergänglichkeit historischer Baudenkmäler wuchs, besonders im Hinblick auf Burgen, Schlösser, Altstadtkerne, begann eine immer lebhaftere Diskussion auf breiter Basis. Verwildernde Gärten und Parks blieben dennoch weiter links liegen.

Der Dreieicher Ortsteil Dreieichenhain, damals noch selbständige Stadt, war für diese Entwicklung ein Musterbeispiel. Engagierte Bürgerkreise haben schon in den Siebzigerjahren intensiv für eine geschichtsbewußte Denkmalpflege geworben und auch im Laufe eines Jahrzehnts vieles verwirklichen können; eine Strömung, die leider heute kaum noch nachwirkt oder wenn, dann oft nur in verwässerter Form.

Die Idee, die Burg Hayn in der Dreieich aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken, wuchs ab 1978 langsam aber stetig in der Verborgenheit und nur wenige "Verschworene" teilten ihre Sehnsucht nach der Gestaltung des Burggartens im Sinne mittelalterlicher Gärten. Literatur über dieses Thema war dünn gesät; die unersättliche Neugier mußte sich ihre eigenen Wege suchen.

Vielen Mitgliedern des Vereinsvorstands fiel es zunächst schwer, sich für ein Projekt - ein Parkpflegewerk würde man heute sagen - zu begeistern, nämlich das Burggelände durch ehrenamtlichen Arbeitseinsatz instand zu setzen, es mit geringen Unkosten umzuformen und zu einer harmonischen Einheit mit der Burgruine zu führen. Ohne eine kräftige Dosis Optimismus, die alle Gleichgesinnten zusammenhalten ließ, ohne die freudige Mitwirkung von Schülergruppen wäre nichts zustande gekommen.

Heute ist der Büchermarkt weltweit überflutet von einer ständig wachsenden Zahl von Publikationen zu den Themen Historische Gärten, Alte Rosen, Kräutergärten u.v.a. Die bildende Kunst des Mittelalters ist beliebter denn je und es ist ein Muß für den Gartenliebhaber, in ganz Europa alte Parks und Gärten zu besuchen und Gestaltungsideen zu sammeln. Es wäre also jetzt vermutlich sehr viel leichter, ein ähnliches Projekt wie unsere Burggartensanierung zu starten.

Der Dreieichenhainer Geschichts- und Heimatverein, Dreieicher Bürger und viele begeisterte Besucher stimmen heute voll und ganz den Ergebnissen von zehn Jahren Aufbauarbeit zu. Insbesondere für den Verein als Burgeigentümer ist es Ehrensache, diese Arbeit nach Kräften zu unterstützen. Der neugeschaffene mittelalterliche Burggarten mit Rosensammlung und Kräutergarten hat in der Fachwelt des In- und Auslandes viel Beachtung gefunden.

Ich möchte nicht verschweigen, daß manche Teile der ursprünglichen Gartenplanung auf der Strecke blieben, einfach undurchführbar waren wegen der immer großräumigeren Nutzung (und Abnutzung) des Geländes durch Veranstaltungen; gerade sie sind für die kommenden Jahre ein großer Gefahrenfaktor.

Viel ließe sich zu jedem einzelnen Teilbereich des Burggartens sagen, zur Weiterentwicklung und Veränderung der lebenden Substanz, der Rosen und Kräuter, der Sträucher und Bäume, ja sogar der Wildflora. Von Gesprächen mit dankbaren Besuchern, aber auch vom Ärger mit zerstörungswütigen Jugendbanden, die uns hier das Leben schwer machen, wäre zu berichten. Doch das würde Bände füllen...Daß es ein paar treue, hilfsbereite Freunde gibt, ist tröstlich; ebenso das Gefühl, die einmalige Chance zu haben, für ein kostbares Baudenkmal alle Energien gemeinsam einsetzen zu können.

An dieser Stelle möchte ich, wie schon 1991 geschehen, nochmals all denjenigen danken, die mit Rat und Tat nicht nur die Arbeit im Garten gefördert haben, sondern von neuem durch Spenden oder Mitgestaltung dem Büchlein den Weg geebnet haben. Besonders dem Fotografen Eberhard Morell gilt mein Dank, ebenso allen Rosenfreunden, in erster Linie dem Ehepaar Dr. Grimm Kassel-Wilhelmshöhe, der Sparkasse Langen-Seligenstadt sowie Karl Friedrich Mannheim (M&R Kommunikationstechnik Kaiserslautern). Last, but not least, danke ich dem Vorstand des Geschichts- und Heimatvereins, insbesondere Gernot Schmidt (Hayner Burg-Verlag), der als "Fels in der Brandung" bei der Vorbereitung der Erst- und Zweitauflage alles zu einem guten Ende geführt hat.

Möge dieses Büchlein dazu beitragen, daß Sie, lieber Leser und Gartenfreund, Burgruine und Garten - auch aus weiter Entfernung - liebgewinnen oder als Stammgast die Anlagen mit neuen Augen sehen.

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