Johann Philipp Küstner und Dreieichenhain

Johann Philipp Küstner wurde am 7. Dezember 1650 in Dreieichenhain geboren. Es ist anzunehmen, daß er bereits mit 14 Jahren eine Banklehre im nahen Frankfurt am Main begann, wo die Familie nähere Verwandte hatte. In Frankfurt lebte er auch eine Zeit lang. Aufgrund der Beziehungen zwischen Frankfurt und Leipzig als Messestädte ist anzunehmen, daß er wohl auch schon frühe Kontakte und geschäftliche Verbindungen mit Kunden in Leipzig hatte. Um 1670 zog er von Frankfurt weg und kam schließlich ganz nach Leipzig, wo er ein Bankgeschäft gründete. Trotz seines fernen Wohnsitzes Leipzig war er weiterhin eng mit seiner Heimatstadt Dreieichenhain verbunden. Er erwies sich für die Stadt und insbesondere für die Burgkirche im Hain der drey Eichen als ein hochgeneigter Gönner und Patron, als ein Mäzen - heute würde man ihn auch Sponsor nennen. Die Bitte an ihn von Pfarrer, Schultheiß, Gericht und Vorsteher der ganzen Evangelisch-Lutherischen Bürgerschaft für eine Spende zum Bau der abgebrannten Kirche war erfolgreich, denn er gab im Jahre 1718 beim Bau der Kirche 69 Gulden und 4 Albus - eine namhafte Summe - zur Erbauung der Kanzel, des Beichtstuhls und des Altars ; die Summe wurde im zweiten Halbjahr des Jahres 1718 in vier Raten an die Gemeinde Dreieichenhain gezahlt. Niemals danach hat es in Dreieichenhain wieder einen solch großzügigen Gönner und Patron gegeben.

Den Notizen des Pfarrers Wilhelm Egid Nebel vom 20. Dezember 1869 ist weiter zu entnehmen, daß Johann Philipp Küstner auch eine Vaterunser-Glocke stiften wollte, allein sein Vorhaben im Unwillen darüber wohl deshalb nicht ausführte, weil die Glocke nicht auf dem Kirchturm angebracht werden sollte. Weil nämlich dieser Turm schwach sei, hingen sämtliche Glocken nicht auf diesem Kirchturm, sondern auf einem der Tortürme in der Stadt. Ferner meldete eine Überlieferung, Herr Küstner habe seine Hand wohl auch deshalb abgezogen, weil man den Gliedern der Küstnerschen Familie im Hain nicht die besten Kirchenstühle geben wollte.

Literatur: Nachrichten über die Familie Küstner, Leipzig 1926 ; Küstner-Chronik 1933 und 1935 im Dreieich-Museum, Dreieichenhain ;
KÜSTNER, EMIL RUDOLF: Nachrichten über die Familie Küstner, Bd. 2. Berlin 1934 ; 275 Jahre Haaner Kerb : Festschrift anläßlich des Jubiläums der Kirchweih in Dreieichenhain, 1718 – 1993. – 1. Aufl. - Dreieich 1993. 137 S. : Ill. u. graph. Darst.
ISBN 3-924009-17-1

Weitere Informationen zur Familie Küstner im Internet : http://people.freenet.de/kuestner-dreieich/